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Führungskompetenz

Homeoffice: 6 praktische Tipps von und für Führungskräfte

Redaktion
Veröffentlicht: 24 Januar 2020
Upgedatet: 20 Februar 2023
Herausforderungen für's Homeoffice

Immer mehr Arbeitnehmende profitieren von der Digitalisierung der Arbeitswelt. Nicht nur in Ausnahmesituationen bietet dabei die  Möglichkeit des Homeoffice zahlreiche Vorteile. Gleichzeitig stellen sich Unternehmen einige Herausforderungen, denn das Arbeiten von zu Hause  führt zu einem verringerten persönlichen Austausch im Team, fordert von Mitarbeitenden Selbstdisziplin und von Führungskräften Vertrauen.

„Ich meine, das gehört zu den wichtigsten Aufgaben im Management: Kunden zu begeistern und Mitarbeiter so zu führen, dass sie sich wohlfühlen und Spaß am Job haben.“ 
Bernhard Rohleder (Bitkom)

Berlin, Sommer 2018: Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad. Wie ölige Sardinen kleben Menschen aneinander, denn wieder ist die U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit gnadenlos überfüllt. Kondenswasser tropft vom Deckenbereich in die Menge und stechender Schweißgeruch breitet sich in dem engen Abteil aus. Auch draußen steht die Hitze und verwandelt die gesamte Hauptstadt in eine öffentliche Großraumsauna. Endlich ist der Weg ins Büro geschafft, doch auch dieses ist nicht klimatisiert und ein leerer Schreibtisch reiht sich an den nächsten: Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich entschieden, ihre Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen. Sie arbeiten im klimatisierten Café oder bleiben im kühleren Zuhause. Doch wie kann ein Team funktionieren, wenn nur noch ein Bruchteil des Teams im Büro anwesend ist?

Homeoffice – Arbeitnehmende wollen…

Zwar gibt es keinen Rechtsanspruch auf Homeoffice, doch untersagt ein Unternehmen diese flexible Arbeitsgestaltung, muss es schon mit vielen anderen Aspekten punkten, um sich im War for Talents – dem Kampf um gute Mitarbeitende – gegen andere Unternehmen durchzusetzen. Schließlich ist diese Arbeitsgestaltung für viele Arbeitnehmende schlichtweg praktisch und gut in ihren Alltag integrierbar: Mal müssen die Kinder betreut werden, mal sollen Handwerksarbeiten in der Wohnung verrichtet werden. Zu guter Letzt bedeutet das Arbeiten von zu Hause aber vor allem Selbstbestimmung der Arbeitszeit und Ruhe. Dies empfindet auch Madita Best. Für die Babbel-Mitarbeitende ist „gerade im Großraumbüro konstant viel los. Zu Hause arbeiten zu können, bedeutet für mich daher, Ruhe zum Abarbeiten zu haben, weniger Ablenkungen und somit konzentriert Aufgaben erledigen zu können.“

… doch können sie auch?

Laut den Ergebnissen mehrerer Studien steigert Homeoffice trotz potenzieller Ablenkungen tatsächlich die Produktivität. So kommt zum Beispiel das Forscherteam um Nicholas Bloom von der Stanford University zu dem Ergebnis, dass Homeoffice zu mehr Zufriedenheit führt und die Produktivität der Angestellten um 13 Prozent steigert. Auf der anderen Seite sei jedoch die Anerkennung der geleisteten Arbeit geringer. An der Studie lassen sich gleich mehrere Schwachstellen des Prinzips Homeoffice erkennen: Viele schöpfen gerade aus der Anerkennung des Teams und der Leitung ihre innere Motivation. Außerdem erfordert Homeoffice große Selbstdisziplin, da die Gefahr besteht, das Privat- mit dem Berufsleben zu vermischen und keine regulären Arbeitszeiten einzuhalten: Um Mitternacht oder am Wochenende zu arbeiten und schnell noch eine Mail zu beantworten, gehört längst zur alltäglichen Praxis vieler Angestellter – und dauert schließlich nur wenige Minuten. So gelingt es den einen nicht, sich in ihrer Freizeit gedanklich von der Arbeit zu trennen, während es anderen schwer fällt, sich vollkommen auf die Arbeit zu konzentrieren, da am Arbeitsplatz in den eigenen vier Wände viele Ablenkungen lauern: Da wäre die Spülmaschine, die nebenbei ausgeräumt werden muss, der Waschgang, der sowieso längst überfällig ist, und aus dem Nebenzimmer ertönen laute Geräusche der spielenden Kinder. Fest steht, Homeoffice erfordert immer eine gewaltige Portion an Eigenverantwortung, führt aber gleichzeitig zu mehr Zufriedenheit.

Home office: Chance oder Risiko

Homeoffice – Führungskräfte im Zwiespalt

Susanne Wechsler betritt das Großraumbüro des Unternehmens Babbel. Die Leiterin der Business-to-Business-Abteilung hat anders als die Mitarbeitenden keinen festen Sitzplatz – eine Maßnahme zur Förderung des Kontaktaustauschs mit verschiedenen Personen im Team.

Oft fällt es ihr schwer, noch einen freien Arbeitsplatz im Großraumbüro zu ergattern. In den vergangenen Wochen war dies aber kein Problem: Viele Tische blieben aufgrund der Hitze im Büro leer, Teammitglieder arbeiten lieber von zu Hause. Bei ihrem Führungsstil sei ihr die Selbstbestimmung und persönliche Weiterentwicklung der einzelnen Teammitglieder besonders wichtig. Trotzdem trage auch der Teamzusammenhalt zu einer hohen Mitarbeitermotivation bei und dazu gehöre besonders der zwischenmenschliche Austausch. „Durch Homeoffice geht schließlich auch vieles verloren und das kann die Technik kaum lösen.“, so Wechsler.

Susanne Wechsler von Babbel zum Thema HomeofficeIm Gespräch darüber ist der Anfang Dreißigjährigen anzumerken, dass ihr das Thema Homeoffice schon einige Gedanken gekostet hat. Aus ihrer Perspektive ist die Grundvoraussetzung für Homeoffice, dem Team Vertrauen zu schenken. Dafür brauche es allerdings eine Verständigung innerhalb des Teams und eine Einigung auf gemeinsame Homeoffice-Gepflogenheiten. Dazu gehöre zum Beispiel die Diskussion der Frage, wie oft Homeoffice möglich ist, aber auch wie lange es im Voraus angekündigt werden muss. Schließlich nutzen „manche Teammitglieder die Möglichkeit öfter als andere und sagen auch gern erst am Morgen desselben Tages Bescheid. So war an einigen heißen Augusttagen nur ein Viertel des Teams vor Ort“, beurteilt Susanne Wechsler kritisch: „Eventuelle Meetings aus der Ferne wahrzunehmen, ist einfach. Doch zu hinterfragen, weshalb man selbst überhaupt noch im Büro erscheint, wenn alle anderen fehlen, ist problematischer.“

Homeoffice als Balanceakt

Im Moment suche sie daher noch nach der optimalen Lösung. Homeoffice vollständig zu verbieten, sei keine Option. Doch vielleicht werde sie es an ein paar Tagen einschränken und an anderen wiederum dem gesamten Team anbieten. Zudem müsse die technische Infrastruktur – wie zum Beispiel Anrufweiterleitungen vom Firmentelefon aufs private Handy – rechtlich geprüft und aufgebaut werden. Letztendlich brauche die Telearbeit aber vor allem gewisse Regeln: So müsse sie rechtzeitig angekündigt werden, damit sich das ganze Team zumindest an gewissen Tagen von Angesicht zu Angesicht austauschen und sich für die Homeoffice-Tage entsprechend geeignete Aufgaben einplanen kann. Außerdem bedeutet „Homeoffice schließlich nicht, dass man Meetings nicht wahrnimmt“, betont Wechsler: „Durch die Digitalisierung können Mitarbeitende durch Videochats trotzdem an der Diskussion teilnehmen.“ Des Weiteren fordert Susanne Wechsler eine noch stärkere Kommunikation seitens der Teammitglieder, die von zu Hause aus arbeiten:

Wie arbeiten wir am besten?

„Es wäre schön, wenn diejenigen trotz Homeoffice im Unternehmenschat aktiv sind, um die anderen am Fortschritt ihrer Arbeit teilhaben zu lassen. Dies reduziert schließlich die Hemmschwelle mal eben per Videocall anzurufen, sodass kurzfristige Abstimmungen nicht aufs nächste Wiedersehen verschoben werden müssen.“ Außerdem stärke dies das Vertrauen der Vorgesetzten und bedeute gleichzeitig auch einen Austausch zwischen den Kollegen und Kolleginnen sowie eine Orientierung für die Mitarbeitenden selbst. Letztendlich sei es auch eine Möglichkeit, ihnen die nötige Anerkennung zu gewährleisten.

Dem Zufall eine Chance geben

Im Februar dieses Jahres veröffentlichte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) in einer Studie, dass mittlerweile 39 Prozent der Unternehmen ihren Arbeitnehmenden Homeoffice erlauben – Tendenz steigend. Laut Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder wird sich Homeoffice durch die Digitalisierung als Standard durchsetzen. Auch bei Bitkom sei die Heimarbeit inzwischen ein solcher Standard. In seinem Büroalltag beobachtet Rohleder, dass die Telearbeit den Teamzusammenhalt vor ganz neue Herausforderungen stellt: „Der Zufall hat immer seltener eine Chance – eine Begegnung auf dem Gang oder in der Küche. Es passiert, dass sich Mitarbeiter, die im selben Büro arbeiten so gut wie nie sehen.“ Neben der Möglichkeit zur Videokonferenz müssen Unternehmen, deren Mitarbeitende nicht an ihrem Arbeitsplatz vor Ort sind, das aktive Kennenlernen daher organisieren: „Dafür machen wir unter anderem Veranstaltungen“, berichtet der Geschäftsführer enthusiastisch, „wir waren jetzt gerade mit allen Mitarbeitern an einem See – klassischerweise nennt sich das Teambuilding, aber da wird natürlich auch bis morgens um fünf Uhr gefeiert.“ Außerdem werde gerade die einstige Teeküche zu einer richtig großen Küche ausgebaut, um so am Arbeitsplatz einen Begegnungsort zu schaffen. Eine weitere Möglichkeit das Kennenlernen zu organisieren, seien die wöchentlichen Lucky Lunches: „Wir bezahlen das Essen und losen jede Woche vier Kollegen aus, die dort gemeinsam ihre Mittagspause verbringen. So werden zufällig Leute zusammengebracht, die sich in vielen Fällen gar nicht richtig kennen.“

Rohleder betont, dass sich die Unternehmensführung für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sehr viel Mühe gebe: „Die Veranstaltungen, die wir für das Team machen sind uns genauso wichtig wie Veranstaltungen für die Kunden.“
Doch für den Geschäftsführer zahlt sich der Zusatzaufwand aus. Zusammenhalt fördern sei schließlich eine seiner Haupttätigkeiten: „Ich meine, das gehört zu den wichtigsten Aufgaben im Management: Kunden zu begeistern und Mitarbeiter so zu führen, dass sie sich wohlfühlen und Spaß am Job haben.“

6 Homeoffice Tipps für Führungskräfte und Teams

Die 6 besten Tipps für Homeoffice, damit Team und Führungskräfte profitieren

  1. Einige Grundregeln bestimmen: Zum Beispiel Homeoffice nur an gewissen Tagen vorsehen.
  2. Technische Voraussetzungen für Homeoffice schaffen. So können Mitarbeitende dank digitaler Kommunikation an Meetings teilnehmen.
  3. Offene Kommunikation von beiden Seiten: Vorgesetzte sollten offen ihre Erwartungen mitteilen, während Mitarbeitende kommunizieren sollten, was sie am Tag leisten. So kann auch die nötige Anerkennung gewährleistet werden.
  4. Unternehmen können das Büro an den modernen Arbeitsalltag anpassen. Eine Küche als Begegnungsort in der Mittagspause ist eine Möglichkeit.
  5. Veranstaltungen organisieren: Teamevents dienen dem Teambuilding und der Mitarbeitermotivation.
  6. Zufällige Begegnungen fördern, zum Beispiel durch Lucky Lunches – auch online möglich.

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Redaktion

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