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Personalentwicklung

Wie sich Lernen in Unternehmen verändern wird

Redaktion
Veröffentlicht: 24 Januar 2020
Upgedatet: 17 Februar 2023
Wie sich Lernen in Unternehmen verändern wird - Babbel für Unternehmen

Eine ziemlich lange Zeit sind Unternehmen recht gut damit gefahren, sich Prozesse zu geben und sich nur dann zu verändern, wenn sie einen Impuls von außen bekamen, wie eine Marktveränderung, ein Konkurrenzprodukt oder sich wandelnde Kundenbedürfnisse. Ihre Entwicklung war dadurch treppenstufenartig: Auf eine Entwicklungsphase folgte eine Entspannungsphase, in der der Druck nachließ. Man richtete sich ein und versuchte Prozesse und Produkt zu perfektionieren. So lange, bis das nächste Ereignis eintrat, auf das man reagieren musste.

Ein Grund, warum die Digitalisierung gerade deutsche Unternehmen so durcheinander schüttelt, ist, dass viele es gewöhnt waren, sich vor allem auf Einfluss von außen zu verändern. Doch weil sich in einer sich digitalisierenden Welt Zyklen verkürzen und Märkte und Konkurrenzdruck wachsen, wird ein entscheidender Erfolgsfaktor in Zukunft sein, sich von sich aus zu verändern und sich in einen Zustand kontinuierlicher Fortentwicklung zu versetzen

Das hat ganz unmittelbar Einfluss auf die Menschen, die in einem solchen Unternehmen arbeiten. Zwar reden wir schon seit Jahrzehnten vom „lebenslangen Lernen“, doch ich habe den Eindruck, dass wir erst jetzt beginnen zu verstehen, was das wirklich heißt. Denn wenn sich eine Organisation konstant weiterentwickelt, dann heißt das vor allem, dass sich die Menschen in ihr kontinuierlich entwickeln. Oder anders gesagt: Eine kontinuierlich lernende Organisation ist die, in der die Menschen kontinuierlich lernen.

Das ist nur auf den ersten Blick trivial. Tatsächlich wird die Digitalisierung nicht nur verändern, wie wir miteinander arbeiten, sondern sie wird auch unser Lern- und Ausbildungssystem aus den Angeln heben. Und darauf sind wir besser vorbereitet! Schon jetzt reicht es nicht mehr, zur Schule zu gehen und eine Ausbildung zu machen. Auch Organisationen sollten sich mehr und mehr als Lern- und Entwicklungsräume verstehen lernen. Denn bisher verstehen sie sich eher als Anwendungsräume, und zu wenig als Brutstätten von Lernen und Wissen.

Noch immer wird Knowhow und Fortentwicklung gern eingekauft – in Form von neuen Mitarbeitern, die ihre Erfahrung mitbringen, in Form von Beratern, Coaches oder Mentoren, die Workshops gestalten oder interne Programme aufsetzen. Und diese Art des Lernens wird auch weiterhin wichtig sein in Unternehmen, doch es kommt eine ganz neue Art hinzu: Dass sich die Organisation selbst als Lernraum oder als Inkubator für Wissen versteht. Arbeiten wird in Zukunft gleichbedeutend mit Lernen sein – wer arbeitet, lernt. Unaufhörlich.  

Das ist ein Paradigmenwechsel, den ich mit drei Thesen beschreiben möchte:

1. Wir werden miteinander und voneinander lernen

Lernen im Unternehmen wird heißen, implizites Wissen in der Mitarbeiterschaft zu explizieren und zur Anwendung zu bringen. Allzuoft ist es doch heute so, dass Menschen auf einer bestimmten Jobbeschreibung arbeiten und ihre Interessen und Talente darüber hinaus fast keine Rolle spielen. Doch das wird sich ändern: Je mehr wir in Netzwerken und Projektstrukturen arbeiten, umso weniger werden wir uns in ausgetretenen Pfaden bewegen. Wir werden gemeinsam neue Denkräume erschließen. Denn wer sein Wissen teilt, der vermehrt es. Auch das ist neu: Früher, als zum Beispiel ein Patent noch ein Wissensvorsprung war, war Wissen zu teilen gleichbedeutend damit, einen Vorsprung einzubüßen. Heute ist mehr Wissen, sind mehr Daten da, als wir verarbeiten können. Beides wird hingegen umso wertvoller, je häufiger wir es teilen, je besser wir es verstehen und je intelligenter wir es verknüpfen. Das geht nicht allein. Wisst ihr noch, damals bei James Bond: Die innovativste Abteilung war die hinter zehn Mauern, zu der fast niemand Zugang hatte? Schnee von gestern.

2. Wir werden lokal lernen

Das Büro wird eine Renaissance als Lernraum erleben. Je weiter sich Arbeitswelt wandelt, umso weniger werden wir die tatsächliche Arbeit im Büro erledigen. Wir werden zunehmend remote oder in Projekten arbeiten, technologisch unterstützt. Doch das heißt nicht, dass Büros nutzlos werden – im Gegenteil. Sie werden andere wichtige Aufgaben erfüllen: Sie werden Treffpunkt sein, Räume zum Kennenlernen, für Meetings oder eben zum Lernen sein. Das Büro wird der Ort sein, an dem wir einander zuhören, einander vertrauen lernen und miteinander Ideen spinnen.

3. Wir werden über die Grenzen der Organisation hinaus lernen

Wir werden zunehmend die Auflösung der Grenzen von Organisationen sehen. Die Verweildauern in Unternehmen werden kürzer, das heißt, auch bei der „klassischen“ Festanstellung werden Organisationen durchlässiger. Und das ist gut, denn in Zukunft wird Lernen mehr und mehr heißen, über die eigenen Räume hinauszublicken, andere Blickwinkel einzunehmen und sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen. Das geht nur, wenn Organisationen sich nicht als starre Gebilde wahrnehmen, sondern den Wert in allem um sie herum wahrnehmen. Transorganisationales Lernen heißt, miteinander in den Austausch zu gehen, in andere Unternehmen hinein zu schauen und Ideen gemeinsam weiterzuentwickeln, sie auszuprobieren und vielleicht wieder zu verwerfen. Auch das geht nicht allein – und vor allem geht das nicht mit den immer selben Gedanken um einen herum. Schon heute sehen wir, dass Unternehmen ihre Innovationsabteilungen auslagern oder Mitarbeiter in Coworking-Spaces schicken – nicht ohne Grund. 

Lernen wird in einer sich digitalisierenden Gesellschaft also eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Das ist umso verständlicher, wenn wir uns klarmachen, dass ja auch die Halbwertszeit von Wissen immer weiter abnimmt. Nicht Wissen wird in Zukunft das wichtige Gut sein, sondern Lernfähigkeit – und das Unternehmen wird reüssieren, das das versteht.

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Redaktion

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